WAS WAR GEPLANT?
Die größte Zerstörung unberührter Gletscherflächen seit Jahrzehnten
Die Skigebiete Pitztaler & Ötztaler Gletscher sollten zum größten Gletscherskigebiet der Welt zusammengeschlossen werden. Dafür hätten allerdings die Naturlandschaft um den Linken Fernerkogel massiv verbaut werden müssen.
Die Baupläne sahen unter anderem vor:
- 90 Fußballfelder (64 Hektar) Skipisten auf Gletschern
- Schleifung eines Berggrats um 40 Höhenmeter und 120.000 m³
- Drei Seilbahnen
- Dreistöckiges Seilbahnzentrum (über 15.000 m² Nutzfläche)
- Restaurants und Bars (Kapazität für 1.600 Gäste)
- Befahrbarer Tunnel (600 m Länge, 7 m Durchmesser)
- Asphaltierter Speicherteich (104.000 m³) & Beschneiungsanlage
- Mehr als vier Kilometer Straßen und Wege
Zahlen zur Projektdimension:
- 6 Jahre Bauzeit
- 35.000 m³ verbauter Beton
- Insgesamt 72 Hektar Gletscher planieren, überschütten bzw. abtragen
- 9.500 LKW-Fahrten
- 116 Fußballfelder (83 Hektar) permanenter Flächenverbrauch
- Insgesamt 750.000 m³ Gestein, Erde & Eis sprengen, abtragen bzw. aufschütten
- 41 Seilbahnstützen
- Eingriffe von 1.740 bis auf 3.200 Meter Seehöhe
WELCHES GEBIET IST BETROFFEN?
Es geht um das Gebiet um den Linken Fernerkogel
Die Landschaft ist bis heute ursprünglich. Von technischen Eingriffen wurde sie bisher verschont. Zwischen Ötztal und Pitztal ist der Linke Fernerkogel der letzte unverbaute Durchgang Richtung Alpenhauptkamm im Süden. Doch die bestehenden Skigebiete rücken immer näher.
Gletscherwildnis
Die Ötztaler Alpen beherbergen ein Drittel der Gletscherfläche Österreichs. Im Projektgebiet liegen drei noch unberührte Gletscher: Karlesferner, Hangender Ferner und Mittelbergferner. Der Mittelbergferner ist der fünftgrößte Gletscher Österreichs. Allen drei Gletschern drohte dasselbe Schicksal: Als Skipiste zu enden.
Hochalpine Naturlandschaft
Das Gebiet beherbergt auch alpine Rasen und Waldgesellschaften, Fließgewässer und viele Quell- und Gletscherbäche. Diese Lebensräume sind noch völlig natürlich und intakt. Mit Steinbock, Gämse, Schnee- und Birkhuhn, Bartgeier, Steinadler, Schneehase und Murmeltier haben hier auch viele alpine Tierarten ideale Lebens- und Rückzugsräume. Deshalb ist dieses Gebiet besonders schützenswert.
Historischer Erholungsraum
Die Landschaft um den Linken Fernerkogel ist ein beliebtes Wander- und Klettergebiet. So befindet sich dort die Braunschweigerhütte des Deutschen Alpenvereins. Diese wurde 1892 am Rande des Gebiets errichtet. Sie ist zentraler Stützpunkt auf dem europäischen Weitwanderweg E5. Dieser verläuft von der Atlantikküste Frankreichs bis nach Verona in Italien, und verläuft durch das Projektgebiet.
WAS WÄREN DIE AUSWIRKUNGEN?
Die endgültige Zerstörung einer unberührten Hochgebirgslandschaft!
- Zerstörung akut bedrohter Gletscherflächen
Eine Gletscherfläche von 90 Fußballfeldern sollte zur Schipiste werden. Was das bedeutet, sieht man in bestehenden Gletscherskigebieten: Jedes Jahr aufs Neue wird mit schwerem Gerät intensiv eingegriffen, um den fließenden Gletscher und seine natürliche Struktur umzubauen und einzuebnen.
Die Gletscher um den Linken Fernerkogel schmelzen – wie im gesamten Alpenraum auch – durch die Klimaerwärmung rapide. Ohne strikten Schutz und einer mutigen Klimapolitik werden wir den Natur- und Wasserschatz „Gletscher“ langfristig verlieren. Mit drastischen Folgen für die betroffenen Berg- und Talräume. Die „Gletscherverbauung Pitztal-Ötztal“ plant mit Gletscherflächen, die nach sechs Jahren Bauzeit zum Teil nicht mehr vorhanden sein werden. Solche kurzsichtigen und zerstörerischen Bauprojekte können wir uns heute nicht mehr leisten!
- Totalverlust einer ursprünglichen Naturlandschaft
Nur noch sieben Prozent Österreichs sind so naturbelassen und ursprünglich wie der Linke Fernerkogel. Das Ausmaß der Projektpläne hätte die dortige Naturlandschaft vollkommen verändert und unwiederbringlich zerstört. Denn ein Großteil der geplanten Eingriffe wäre in dieser sensiblen Hochgebirgslandschaft nicht mehr rückgängig zu machen.
- Verlust wertvoller Tourismuspotenziale
Die Landschaft ist ein bedeutender Erholungsraum – vor allem für den Sommertourismus im Pitztal. Naturerlebnis und Erholungsqualität würden jedoch für immer verloren gehen. Die geplanten umfangreichen Infrastrukturmaßnahmen haben Auswirkungen auf Natur und Mensch. Bauliche Eingriffe in die kostbare Landschaft, zunehmender Verkehr und andauernder Lärm wären die Folgen. Eine Stärkung des Sommer- und Ganzjahrestourismus im Pitztal würde dadurch künftig erschwert.
Dieser Berggrat östlich des Linken Fernerkogels soll um fast 40 Höhenmeter (120.000 m³) abgetragen werden, um Platz für eine Seilbahnstation zu machen.
- Verschärfung der Verkehrsproblematik in den Alpentälern
Schon heute ist der Verkehr sowohl im Ötztal als auch im Pitztal vor allem zu Spitzenzeiten eine große Belastung. Durch das Bauprojekt würde der Verkehr in den Tälern und den wichtigsten Zubringerstrecken mit Sicherheit noch weiter zunehmen. Die Projektbetreiber rechnen etwa im Ötztal mit einem Anstieg der Fahrzeuge von mindestens 25%.
- Beeinträchtigung von Schutzgebieten
Unmittelbar angrenzend befinden sich zwei bedeutende Schutzgebiete: Das Ruhegebiet und das Natura 2000-Gebiet Ötztaler Alpen. Durch die erhebliche Lärmentwicklung bei Bau und Betrieb wäre es mit der Ruhe wohl vorbei. Durch die Überspannung mit einer Seilbahn und die Rodung geschützter Waldlebensräume wäre das Natura 2000-Gebiet direkt betroffen.
- Beeinträchtigung geschützter Lebensräume und Arten
Die gravierenden Eingriffe würden den Totalverlust zahlreicher Lebensräume bedeuten. Zum Teil sind diese stark gefährdet und EU-rechtlich geschützt. In diesen Höhenlagen ist eine Regeneration in menschlichen Zeiträumen ausgeschlossen. Durch Verlegung und Überbauung droht die Verschlechterung des Zustands völlig intakter Gletscherbäche.